Holocaust Mahnmal Berlin

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Das Holocaust Denkmal

6 Millionen Menschen. So viele Juden wurden während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland etwa ermordet. Stell dir vor, das Land Serbien hätte plötzlich keinen einzigen Einwohner mehr (dort leben heute ca. 6 Millionen Menschen). Oder in Österreich würden nur noch Menschen in Wien und Umgebung leben. Das restliche Land wäre völlig unbewohnt. Um an diese ungeheuerlich große Zahl an ermordeten Menschen zu gedenken, wurde in Berlin das Denkmal für die ermordeten Juden Europas gebaut. Kurz wird es auch einfach Holocaust Mahnmal genannt. In anderen Gedenkstätten, wie etwa in KZ’s , wird das tatsächliche Grauen erlebbar. Am Holocaust Mahnmal in Berlin sollst du dir deine eigenen Gedanken machen. Durch die abstrakte Art des Mahnmals ist es eher ein persönliches Erleben. Und das gelingt in überraschender Weise. So ging es mir auf jeden Fall, als ich das Mahnmal besucht habe. Der Gang durch das Denkmal weckt beklemmende Gefühle, es verunsichert und hinterlässt ganz eigene Spuren. In diesem Beitrag versuche ich dir alles Wissenswerte über dieses Denkmal zu erzählen.

Was bedeuten die Stelen des Holocaust Mahnmals?

Bauweise des Stelenfelds

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas besteht heute aus 2710 Stelen (ursprünglich waren es 2711 – dazu später mehr). Stelen sind eigentlich hohe freistehende Pfeiler, die häufig auf Gräbern stehen oder an etwas erinnern sollen. Die Stelen am Holocaust Denkmal weichen von er geläufigen Stelenform etwas ab. Die Betonquader sind hier unterschiedlich hoch. Und so wirken einige Stelen eher wie Grabsteine, während andere Stelen in die Höhe ragen. Tatsächlich haben Alle die gleiche Grundform. Die Stelen sind 2,38 m lang und 95 cm breit. Die Höhe reicht von ebenerdig bis zu 4,7 Meter. Zwischen den Stelen gibt es gerade Wege, die wie ein Raster verlaufen. Allerdings ist der Boden nicht gleichmäßig. Das siehst du am besten von oben. Das ganze Stelenfeld ist wellenförmig angelegt.

Das Holocaust Denkmal Berlin von oben
Das Holocaust Denkmal Berlin von oben: Alexander Blum, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Bedeutung und Eindrücke im Holocaust Mahnmal

Die Anzahl der Stelen ist willkürlich festgelegt. Ursprünglich waren 4000 geplant. Diese Idee wurde aber aus Kostengründen reduziert. Die Stelen selbst sind aus Beton und Innen hohl. Die Stelen haben mit Absicht keine eigene, besondere Bedeutung. Es gibt auch keinen zentralen Mittelpunkt in dem großen Feld. So soll sich jeder selbst mit dem Mahnmal auseinandersetzten. Denn die Dimension von 6 Millionen ermordeten Menschen zu erfassen und in einem Mahnmal darzustellen geht eigentlich über den Verstand hinaus. Und so bleibt nur eine abstrakte Form, in diesem Fall das Stelenfeld.

Wenn du in das Feld und die Gänge hinein gehst, wirst du feststellen, dass dir vielleicht ein wenig schwindlig wird. Das hat folgende Gründe: Zum einen die wellenförmige Struktur. Das Gelände geht teilweise auch unter die Höhe des Gehwegs. Zum anderen sind die einzelnen Stelen ganz leicht geneigt. Die Neigung ist nur minimal und nicht wirklich zu erkennen. Und dann siehst du bald nur noch Stelen und Gänge. Die Eindrücke der Großstadt verschwinden. Die unglaubliche Größe des Feldes tut das seine dazu.

In den Gängen des Stelenfelds: Izabelpaskaln
In den Gängen des Stelenfelds: Izabelpaskaln, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Insgesamt kommen gleich mehrere Eindrücke zusammen. Und das macht etwas mit dir. Was du dazu denkst und wie du damit umgehst ist deine persönliche Angelegenheit. Manche Menschen machen Selfies und posieren auf den Stelen. Andere sind laut oder rennen durch die Gänge. Einige Menschen fühlen sich dadurch gestört, für andere ist das in Ordnung. Der Architekt hatte das vorausgesehen und hat die Auseinandersetzung des Einzelnen mit den Mahnmal in den Vordergrund gestellt. Verboten ist es allerdings von Stele zu Stele zu springen. Und da an den Stelen der Zahn der Zeit nagt, solltest du auch nicht hinauf klettern.

Probleme am Mahnmal

Die Bauweise der Stelen hat sich schon bald als Problem erwiesen. Nur drei Jahre nach der Fertigstellung hatten etliche Stelen Risse und Sprünge. Deswegen gibt es auch mittlerweile nur noch 2700 Stelen. Eine wurde abgebaut und zu baulichen Untersuchungen weggebracht. So wird untersucht, wer Schuld daran hat, dass die Stelen kaputt gehen. An vielen Stelen wirst du mittlerweile Metallklammern sehen. Diese sorgen dafür, dass sie nicht auseinanderbrechen. Ein Problem hat man mittlerweile erkannt. Die Stelen werden an den jeweiligen Seiten unterschiedlich warm. Durch die teils sehr hohen Temperaturunterschiede gibt es große Spannungen, was unter anderem zu den Rissen führt. Abgeschlossen sind die Untersuchungen noch nicht.

Wo befindet sich das Holocaust Mahnmal Berlin?

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas liegt etwa 100 Meter südlich des Brandenburger Tors. Vom Platz des 18. März gehst du die Hauptstraße (Ebertstraße) in südliche Richtung – nicht Richtung Reichstag. Das Stelenfeld ist von vier Straßen umschlossen und bildet so einen eigenen Block. Früher waren hier die sogenannten Ministergärten. Nicht weit entfernt standen an der Wilhelmstraße Adelspaläste aus der Kaiserzeit. Hier befanden sich in der Kaiserzeit, zu Zeiten Preußens und der Weimarer Republik verschiedene Ministerien. Die Ministergärten waren Parks und Grünanlagen zu diesen Palästen. Für die Öffentlichkeit waren sie nicht zugänglich. Zu Zeiten der DDR war hier die Sperrzone mit Todesstreifen. Das Gelände ist 19.000 m² groß.

Die Geschichte des Holocaust Denkmals

Warum wurde das Denkmal in dieser Form und an diesem Ort gebaut? Die Geschichte geht zurück bis in die 1980er Jahre. Damals regte die Journalistin und Publizistin Leah Rosh an, ein gesamt deutsches Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu errichten. Der Vorschlag wurde von Politikern und bekannten Persönlichkeiten aufgenommen. Aber es dauerte noch länger, bis es wirklich realisiert wurde. 1994 gab es einen ersten Wettbewerb für Architekten. Die Pläne wurde aber alle abgelehnt. Unter anderem war Kanzler Helmut Kohl mit den Entwürfen nicht zufrieden. 1997 gab es eine zweite Runde. Es setzte sich schließlich der Entwurf von Architekt Peter Eisenman und dem Bildhauer Richard Serra durch.

Doch auch hier hatte Helmut Kohl Änderungsgpläne. Richard Serra stieg aus dem Projekt aus. Auf Anregung aus dem Bundestag kam es zu einem Entwurf, der neben dem Mahnmal auch einen Ort der Erinnerung vorsah. 2003 wwurde mit dem Bau des Denkmals begonnen und Ende 2004 fertiggestellt. Im Mai 2005 war die Eröffnungsfeier. Bei der Eröffnungsfeier sprach unter anderem Sabina van der Linden-Wolanski. Sie überlebte als einzige den Holocaust in ihrer Familie. Stellvertretend für die 6 Millionen ermordeten Juden hielt sie eine bewegende Rede. Auf Youtube gibt es einen kurzen, intensiven Film zu ihren Lebenserinnerungen gelesen von der Schauspielerin Dagmar Manzel. Der Titel: Ich glaube an die Liebe.

Ort der Information unter dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas

Unterhalb des Stelenfelds gibt es einen Ort der Information. Während das Feld eine abstrakte Form des Erinnerns darstellt, gibt es hier konkrete Informationen. Auf 800 qm Ausstellungsfläche siehst du verschiedene Räume. Es gibt den Raum der Dimensionen. Hier wird das Ausmaß und die Größenordnung der Vernichtung sichtbar. Im Raum der Familien erfährst du anhand von 15 jüdischen Familien, wie ihr Leben auseinander gerissen wurde durch die Nationalsozialisten. Aber auch welche unterschiedlichen Lebensentwürfe von Juden gelebt wurden. Im Raum der Namen, hörst du Kurzbiografien von ermordeten Juden. Und im Raum der Orte erfährst du von den unterschiedlichen Orten der Vernichtung und Verfolgung in Europa.

Insgesamt ist es ein Ort, wo die Geschichten hinter den ermordeten Menschen erzählt wird. So sollen die Menschen Namen und Gesichter bekommen. Während du oben am Feld eher mit deinen Sinneswahrnehmungen konfrontiert bist, erlebst du hier viele Beispiele und erfährst etwas über die Geschichte der Menschen. Auch führt das Museum die Informationen zu den Gedenkstätten in ganz Europa zusammen.

Öffnungszeiten und Eintritt Holocaust Mahnmal Berlin

Das Holocaust Mahnmal ist immer 24 Stunden jeden Tag frei zugänglich. Es kostet keinen Eintritt. Das Museum kostet ebenfalls keinen Eintritt. Allerdings gibt es einen Einlass, so dass nicht zu viele Menschen auf einmal drinnen sind. Da kann es zu Wartezeiten kommen. Da die Geschichten teils sehr erschütternd sind, wird dir empfohlen Kinder erst ab 14 Jahren mit hinein zu nehmen. Das Museum ist Montags geschlossen. Von April bis September ist es von 10-20 Uhr geöffnet, von Oktober bis März von 10-19 Uhr. Letzter Einlass ist immer eine dreiviertel Stunde vor der Schließung (19.15 Uhr

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